Schwarz

„Jedes Gitarrenriff so schwer wie die Felsen von Stonehenge, jeder Ton so ehern in die Erde gerammt wie die Steinköpfe auf den Osterinseln….“, so titelte ein Berliner Stadtmagazin Ende des letzten Jahres über das, was da Neues auf die Bühnen der Hauptstadt trat: Schwarz! Eins gleich vorweg: Schwarz sind keine Gruftband. Schwarz sind vor allem und erstmal Rock´n´Roll….

Die wuchtigen Songs und Klanggemälde kommen mit deutschen Texten daher, die aufbegehren gegen die modische Lust am Untergang und gegen die weitverbreitete Vermutung, wir lebten in einer Zeit, in der sich die Dummheit endgültig durchgesetzt habe. Hier steht gelebtes Leben neben dunklen Märchen….empfindsame Liebeslyrik neben einem Nietzschespruch („weh dem der keine Heimat hat“)….anarchistische Lebenslust offenbart sich unter der tieftönenden Klangfassade…selbst in den düstersten Sprachbildern schwingt noch so etwas mit wie —–Hoffnung! oder ist einer, der singt „ich träume vom Aufstand“, nur noch ein schöner Romantiker?

„Schwarz trampelt mit abgehackt- wuchtigem Metal-Sound die von Rammstein angelegten Pfade noch ein wenig breiter. Aber im Vergleich zu denen gehen die Berliner auch noch deutlich tiefer. Selten zuvor ist die kantige deutsche Sprache eine so komplexe Einheit mit experimentellem Rock eingegangen.“ (Musikexpress)

Kompositionen und Texte stammen aus der Feder des Bandleaders WOLF SCHWARZ. (Obschon: „DER DIEB“ ist der „THIEF“ von CAN und von denen für´s Deutsche gern autorisiert; „JENSCHKO“ dagegen ist eine alte Volksweise aus den SCHLUCHTEN DES BALKANS, die nichts mit Karl May zu tun hat. Oder doch?) Der Sänger/Gitarrist und seine Kumpane NICOLAJ GOGOW (Schlagzeug), ANDREAS APEL (Gitarre) und MARIO KOPOWSKI (Bass) treten mit diesem Debütalbum aus dem Friedrichshainer underground heraus ins Licht und den Blick der Öffentlichkeit und des Musik-GESCHÄFTS.

Aufgenommen haben sie die Musik in Berlin (SCHREIER&KRAMER STUDIOS) zusammen mit dem sehr jungen Berliner Soundtüftler JAY COKES (der hat auch das Cover-Artwork gemacht). Den Feinschliff allerdings erhielten die 11 Titel jenseits des Großen Teichs von DAVE SARONSON in Brooklyn/New York (INFINITY STUDIO). Alles ANALOG! Und ohne die Hilfe von Computern, Hard Disc Recordern, Samples oder Sequenzern. PRODUZIERT von JAY und WOLF…. und kompromißlos. 

 Wer nach den Wurzeln des Schwarz- SOUNDS sucht, wird diese am ehesten im musikalischen Bannkreis von LIFE OF AGONY, KORN oder THE CULT finden; vielleicht auch bei den SCHERBEN, NEUBAUTEN oder der Band, in der WOLF früher war. Vieles klingt aber auch einfach nach….SCHWARZ!

Keine lange Liste von Artikeln an dieser Stelle. SCHWARZ haben für Aufregung und durchaus kontroverse Diskussionen gesorgt. Hier nur das Review aus dem Musikexpress:

„Aus der Hauptstadt kommt so manches, was für einen kleinen Skandal gut ist. Und über Schwarz aus Berlin wird es gewiß einige Aufregung geben, dazu bietet das tiefdunkle Quartett genügend Reibepunkte für öffentliche Empörung. Singt da nicht schon wieder einer so unerhört deutsche Texte, in denen von Gott und Teufel, Blut und Wut die Rede ist? Dazu diese permanent grollende Begleitung aus bretthartem Gitarrendonner, die stellenweise ein gutes Stück mehr, als es gemeinhin erlaubt ist, martialisch-teutonisch klingt? Gezielte Provokation im Windschatten von Rammstein & Co? Das wäre zu kurz gedacht. Schwarz sind das neue Projekt des gebürtigen Kreuzbergers Wolf Schwarz, der nach dem Split seiner Band ‚Die Fremden‘ offenbar einen gewaltigen Kreativschub erlebt hat. Er geht mit Schlagzeuger Mario Kopowski und Gitarrist Andreas Apel auf eine extreme Gratwanderung: mit Can-Vorlagen und Nietzsche-Versen in die Tiefe der deutschen Seele, mit dem Gitarrenverzerrer in die schmutzigsten Gefilde des Rock’n’Roll. (….) Schwarz singt kurze, düstere Märchen, etwa von einem Gehängten, dessen „starre Glieder schwingen, wie eines Baumes dürre Frucht“, oder von einem Engel, der in der Nacht verschwunden ist. Dann träumt er wieder vom „Aufstand“ – und läßt doch Zweifel offen, wie ernst er das alles meint. Das Album ist eine gewaltige Inszenierung deutscher Befindlichkeit im Gewand eines fast erdrückenden Powerklangs. Schwarz schwingt mit Inbrunst einen Dampfhammer, der einem Angst machen kann. Oder der einen mitreißt, in eine dunkle Gegend, die deutsche Rockmusik so selbstbewußt noch selten zuvor betreten hat. (gr) *****