Loony

Neulich bei Rob Fleming im High Fidelity Plattenladen treffen sich Rob und Bob, und natürlich gehts um neue Scheiben…

Rob (hat Into the Loonyverse in der Hand): Hast Du schon LOONY gehört?

Bob: Durchgeknallt bin ich schon selber! Weiß nicht, ob ich dann noch LOONY brauche…

Rob: Ach was…ich spreche von diesen fünf Saarbrücker Jungs und ihrem ersten Album INTO THE LOONYVERSE. Das hat mich völlig umgehauen, daß eine deutsche Band so locker englisch klingen kann, fast wie zu Lennons Zeiten.

Bob: Ach Du meinst die! Mich erinnern LOONY allerdings nicht unbedingt an die vier Pilzköpfe und schon gar nicht an ihre neueren Nachahmer. Ich vermute, die haben viel eher mit den Mod Bands und deren faves wie zB Northern Soul geflirtet. Wenn man allerdings so ein Lied wie „Silver“ hört, würde ich sagen, dass das eher eine gelungene Mischung aus amerikanischer Härte und interessantem englischen Songwriting ist.

Rob: Nunja, englische Songwriter… Du sagst es – wer war da wohl am erfolgreichsten?! Ich will jetzt nicht auf den Sixties herumreiten, aber trotz ihrer amerikanischen grunginess, auf die Du da wohl anspielst, fiel mir auf, dass sie auch grooven wie die besten 90er Jahre Rave-Bands von der Insel.

Bob: Mag sein, ja stimmt, auch schon wegen der Orgel und so. Mit den Grooves könntest Du auch recht haben. Aber wenn Du schon auf sowas Retro-mäßiges anspielst, fallen mir dann auch Bands ein wie The Prisoners – gerade wegen der Orgel! – oder The Jam. „Le Beat Club“ hat ja auch sowas Motown-mäßiges. Was mich, obwohl ich Dir bedingt Recht geben muß, vor allem beeindruckt, ist aber die Energie, mit der das ganze vorgetragen wird – die sind sicher auch eine gute Live-Band.

Rob: Das werden wir ja bald checken können, denn wenn INTO THE LOONYVERSE rauskommt, werde

ich mich unbedingt an die Fersen dieser angloamerikanisch infizierten Krauts hängen. Soviel ich weiß waren die auch ein/zwei Jahre an einer englischen Uni eingeschrieben und haben einige gigs dort gespielt – die haben den Britpop inhaliert, als sich da drüben Oasis und Blur beinahe die Nasen blutig gehauen haben.

Bob: Ich fänd das jetzt aber trotzdem zu kurz gegriffen, LOONY auf so ein Britpop-Ding zu reduzieren, zumal die doch, soweit ich weiß, schon länger solche Musik machen und dann – wenn überhaupt – eher am Rande durch solche Bands inspiriert sind. Vor allem wirkt es auch nicht so aufgesetzt.

Rob: Neenee, die haben wohl eher noch einen draufgesetzt… Apropos Burger vs. Fish&Chips: den Ausländerbonus bei LOONY haben dann doch die Amis: außer der Saarbrücker Fraktion spielt Mike Lehecka, der frühere Bassist der Mo Tucker Band, mit- also haben wir Minneapolis auf der Landkarte. Vielleicht sollten wir uns auf international flavour einigen.

Bob: Die Saarländer brauchen sich aber auch nicht zu verstecken. Mit Fred Scholl steht ihm da in der Rhythmusgruppe ein durchaus brillanter Schlagzeuger zur Seite. Obwohl fast alle Nummern ziemlich abgehen wird das rhythmisch nie langweilig. Und eben die Orgel von Ham ist schon klasse: gerade zusammen mit den beiden Gitarren entstehen da ziemlich interessante Sounds. Ich glaube, das weiß der Leadgitarrero schon selbst -der nennt sich schließlich Peter ‚King‘ Mussler.

Rob: Ich denke, daß ein Königstitel auch ihrem Sänger Nils A. gebührt, der all diese klasse Songs geschrieben hat. Der Sänger hat was von diesem laissez faire Charme von The Jesus and Mary Chain. Obwohl der Sound doch erheblich klarer ist als bei JAMC. Ich bin nur froh, daß bei INTO THE LOONYVERSE auf allzuviel technischen Schnickschnack verzichtet wurde und die Songs im Vordergrund stehen. Es gibt schon zu viele Bands, die mit Samples ihre kompositorischen Schwächen auszubügeln müssen.

Bob: Aber trotzdem klingt das doch alles richtig fett. Das haben die im Twilight und im Skyline Studio schon richtig gut hinbekommen…..

PRESSEGESANG IM LOONYVERSE

„Im Jahr 2000 erscheint nun INTO THE LOONYVERSE, eine voll ausgereifte Platte, mit der sie, sofern sie das wollen, gerne wieder über den Teich schielen können. Die Titel klingen verdammt clever- nicht ein Füllstück findet sich unter den zwölf Pop-Perlen. Mit seinen „naive charming vocals“, die nicht selten an Damon Albarn erinnern, haucht Nils jedem Stück dieses ganz spezielle Feeling ein, very british eben. Und dabei sogar club-kompatibel immer mit einem sexy Groove ausgestattet.“ Kai Müller INTRO 11/00

„Was machen die in Saarbrücken den ganzen Tag? Schnallen Eltern ihre Kinder vor der Anlage fest und beschallen sie mit den besten CDs aus den 60ern und 70ern? Muss wohl so sein. Das Ouintett hat scheinbar vollkommen verinnerlicht worauf es ankommt…..Das ist zwar alles unheimlich ‚retro‘, klingt aber trotzdem zeitgemäß….Unglaublich aber das LOONYVERSE ist in Saarbrücken.“ Dirk Mitter www.schallplattenmann.de 11/00

„Nach Chester schon die zweite Band in diesem Jahr, deren Debüt klingt, als käme es mitten aus dem Herzen Großbritaniens. LOONY wohnen in Saarbrücken, lieben aber den Northern Soul -und wären sie von der Insel, würden sie wahrscheinlich schon als die nächsten Muse gehandelt werden.“ ***Birgit Fuß ROLLING STONE 12/00